Tag 73
Der letzte Morgen in der Türkei (für diese Reise). Ich höre gegen sechs Uhr wie der Muezzin von einer nahen Moschee den "Adhan" ruft, also die Aufforderung zum ersten Gebet des Tages. Der Ruf erfolgt auf Arabisch und erfolgt 5x am Tag. So oft muss gebetet werden. Ich glaube, ich werde das vermissen.
Die Nacht war stürmisch, dass Wetter ist nun endgültig Herbst. Nachdem Frühstück mache ich noch einen kurzen Strandspaziergang.
Es geht zuerst Richung Canakkale. Hier muss ich wieder über die Meerenge der Dadarnellen. Alternativ über Istanbul, lohnt aber nicht.
Auf der Hinfahrt habe ich die Dardanellen über die große Brücke gequert. Auf der Brücke war ich fast einzige Fahrzeug, bei 25 € Maut kein Wunder.
Diesesmal fahre ich mit der Fähre, ab Canakkale nach Ecobat. Die Überfahrt kostet nur 14 € und dauert ca. 40min.
Ein letzter Blick auf Canakkale und dem Trojanischen Pferd.
Die Überfahrt war stürmisch und kalt. Sämtlich Schiffe die durch den Bosporos in oder aus dem Schwarzen Meer fahren, müssen auch durch die Dardanellen. Ich sehe einige leere Tankschiffe die leer in Richtung Schwarzes Meer fahren. Ich kann mir gut vorstellen wo die hinfahren. Und Kriegsschiffe.
Mein letzten Türkischen Lira geben ich für einen Tee aus......auch den werde ich vermissen.
Es geht weiter Richtung Grenze vorbei den der Brücke über die Dardanellen. Ich tanke noch einmal 80 Liter, der Liter Diesel kostet in der Türkei ca. 1,16, in Griechenland ca. 1,52 €. Da lohnt es ich.
Dann bin ich an der Grenze.
Am 23. August bin ich hier in die Türkei eingereist. Erst einmal auf der Durchreise nach Georgien und Armenien. Die dauerte bis zum 28. August. Eingereist in die Türkei bin ich wieder am 2. Oktober. Jetzt haben wir November und mir kommt es wie gestern vor. Die Zeit ist viel zu schnell vergangen. Ich bin des Reisens nicht müde.
Die Türkei hat mich nachhaltig beeindruckt.
Vor allem die Gastfreundschaft und Offenheit der Türken. Im Vergleich zu 2018 hat das Land wieder große Fortschritte gemacht. Sei es bei der Infrastruktur, aber auch die Städte sind moderner geworden. Und man sieht viele moderne Industriebetriebe. Auch im Osten der Türkei. Das Land entwickelt sich. Und überholt uns.
Die Türkei nicht in die EU aufzunehmen, war und ist ein großer Fehler. Wir betrachten die Türkei vielzu kritisch. Das was wir als Demokratie verstehen, wird hier anders interpretiert. Wobei bei uns mit Andersdenkenden auch in einer Art und Weise umgegangen wird, was mit einer Demokratie nichts mehr zu tun hat.
Negativ in der Türkei ist der viele rumliegende Müll. Vor allem Plastik. Viele Türken schaffen es nicht, auch wenn eine Mülltonne vorhanden ist, den Müll einzuwerfen. Vor allem nach dem abendlichen Grillen. Aber die Regierung hat das Problem erkannt und es soll ein Pfandsystem eingeführt werden. Hier wird es sicher schnell Erfolge geben. Der Vorteil einer gelenkten Demokratie ;).
Ich hoffe das die Ausreise schnell geht. Am Vorabend habe ich via Internetz geprüft, ob ich noch offene Mautposten, Strafen etc. habe. Aber es war alles ok.
Die besten Erfahrungen habe ich an diesem Grenzübergang nicht gemacht, wir wurden mit den Motorrädern in 2018 komplett "auseinandergenommen"
Die Ausreise war in 20min erledigt Ich musste nur einmal meine Kabine öffnen.
Dann vorbei an schwerbewaffneten Soldaten in Richtung Griechenland.
Im Gegensatz zur modernen Türkischen Seite der Grenze, war der Griechische alt und runtergewirtschaftet. Stelle ich mir so den Eingang zur Europäische Union vor? Oder steht der Zustand für Europa?
Da nur ein Schalter geöffnet ist, habe ich fast zwei Stunden warten müssen. Ich habe es mit Humor genommen.
Es ist später Nachmittag, dass Wetter meint es nicht gut mit mir.
Gut das die Saison vorbei ist, ein Platz am Meer findet sich schnell.
Wie auch in der Türkei habe ich gleich wieder Wachhunde. Die sind immer ganz lieb und bleiben auf Distanz in der Hoffnung das Futter anfällt.
Das Wetter stürmt, auf einen Strandspaziergang verzichte ich.
Tag 74.
Nach einer stürmischen Nacht (ich meine den Sturm am Meer) habe ich keine Lust aufzustehen. Es regnet und ich vermisse das Geschrei des Muezzin. Aber ich höre Kirchenglocken läuten.
Und später beim Frühstück ein lautes Donnern. Kurz danach fliegen mehre Düsenkriegsflugzeuge im Tiefflug über die Küste. Ein roten Stern tagen die Flugzeuge nicht, also nicht von Putin.
Egal, auch wenn das Wetter nicht schön ist, es geht es weiter.
Ich fahre Nebenstrecken in Richtung Nestos Nationalpark. Durch den mazedonischen Teil Griechenlands.
Der Fluss Nestos gibt dem Nationalpark seinem Namen.
Zuerst fahre ich zum Nestos Delta. Hier machen Zugvögel Pause. Dafür bin ich wahrscheinlich zu spät hier. Aber es auch viel zu stürmisch und kalt.
Das könnten Flamingos sein. Störche haben einen größeren Schnabel.
Ein kleiner Teil des Visonioa See. Der ist je Hälfte mit Süßwasser und Salzwasser gefüllt. Je nachdem wie stark die Ägäis in den See drückt.
Dann geht weiter zu Nestos Schlucht. Es regent nicht mehr und ich wandere gute zwei Stunden durch die Schlucht. Und genieße die Herbstliche Landschaft.
Das es in einer Stunde dunkel wird beschließe ich hier zu übernachten und finde einen schönen Platz oben auf einen Berg inkl. Meerblick.
Was fehlt ist die Sonne.
Tag 75.
Es regent.
Meine Stimmung ist nicht die beste. Ich vermisse die Sonne. Wenn ich zu Hause keine Verpflichtungen hätte, würde ich jetzt über Italien nach Tunesien mit der Fähre fahren und dort die nächsten zwei Monate verbringen. Geht aber leider nicht.
Etwas freudiges gibt es doch. Ich habe von meinen Lieblingsmitarbeitenden meiner alten Firma die Info bekommen, dass meine Ansichtskarte aus Armenien angekommen ist. Am 22. September hatte ich die aufgegeben. Grüße aus Griechenland an Euch. Wenn ich eine Karte finde, bekommt Ihr auch eine aus Griechenland.
Ursprünglich wollte ich heute die Ausgrabungen von Φίλιπποι (Philippi) besuchen. Bekanntlich hat hier der Apostel Paulus gewirkt. Aber bei Regen habe ich dazu keine Lust.
Als Alternative habe ich Höhle von Alistra im "Programm".
Die Höhle liegt in einem Marmor Karst Gebiet und ist ca. 25 000 Jahre alt. Mit Abstand das älteste "Monument" welches ich auf der Tour besichtige.
Die Höhle wurde vor ca. 100 Jahren Wiederentdeckt und 1998 für Besucher geöffnet. Es gibt drei Gänge in der Höhle. Der Längste Gang in einer Länge von 1000m wurde für Besucher, die nur im Rahmen einer Führung in die Höhle kommen, freigegeben.
In der Tropfsteinhöhle findet man viele Stakaliten und Stalagmiten. Diese "Dinger" entstehen indem Regenwasser durch das Gebirge in die Höhle tropft welches im Gebirge mit Calciumcarbonat angereichert wird. Die Steine "wachsen" sehr langsam. Je nach Klima dauert es 150 - 500 Jahre bis ein Kubikzentimeter gebildet wurde.
Ich habe in meiner Phantasie auch viele Skulpturen in der Höhle gesehen.
Der Besuch hat sich gelohnt, ich bin begeistert. Ich muss in Thüringen unbedingt die Feengrotten besuchen, ein ähnliche Höhle. Das letzte Mal war ich vor ca. 50 Jahren da.
Ich fahre weiter, evtl. will ich morgen die alte mazedonische Hauptstadt besuchen.
Die Landschaft ist Herbstlich.
Solche Hinweisschilder machen es einem nicht einfach. Ich muss dann die SI einsetzen und schon geht es.
In Serra beschließe ich zu übernachten. Leider habe ich im Zentrum keinen Parkplatz gefunden. So muss der Stadtbummel ausfallen.
Wie ich weiterfahre weis ich noch nicht. Richtung Süden zur Akropolis und zum Orakel von Delphi. Oder weiter im Norden Richtung Albanien?
Entscheide ich morgen früh.
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