Tag 66
Ich habe früh entschieden weiterzufahren und Dacta zu verlassen. Der Ort ist zwar schön, alles wichtige habe ich aber gesehen.
Heute ist der Türkische Nationalfeiertag, die Innenstadt war wegen Veranstaltungen gesperrt und ich musste eine nicht ausgeschilderte Umleitungen fahren.
Wegen dem Nationalfeiertag waren viele Häuser und auch Autos, LKW, Busse und sogar Traktoren mit der Türkischen Fahne geschmückt. Ironiemodus an: Ich überlege mir ein Schwarz Rot Goldenen Fahne zu kaufen und am nächsten 3. Oktober meinen Balkon zu Hause damit zu schmücken. Ironiemodus aus. Aber da ich wahrscheinlich im Oktober auf keinen Fall in Deutschland sein werde, kann ich auf diese Provokation verzichten.
Heute stehen Ruinen wieder auf dem Programm. Ich verlasse die Insel Datca und bin noch einmal beeindruckt von der Schönheit dieser Halbinsel. Die Halbinsel zu besuchen kann ich jedem Türkei Urlauber empfehlen. Bevor der Massentourismus und Maos Enkel hier einfallen.
Die ersten Kilometer geht es wieder über gut ausgebaute Haupstrassen, dann endlich über Nebenstrassen. Auf solchen Strecken gibt es mehr zu sehen.
Zurzeit werden hier in der Region Ägäis Melonen geerntet und sind überall zu kaufen. Ich habe genug Melonen gegessen, meistens habe ich die immer geschenkt bekommen. Und Geschenke sollte man nicht ablehnen.
In den Dörfern ist die Zeit stehengeblieben, freundlich gewunken wird meistens.
Unterwegs entdecke ich wie in einer Halle Walnüsse getrocknet werden. Sehr nachhaltige Nutzung der Halle. Wenn keine Nüsse getrocknet werden, wird die Halle für Basketball genutzt.
Eigentlich wollte ich nur Fotos machen, prompt bekomme ich Walnüsse geschenkt.
Ich bin immer noch auf der Suche nach Schlafmohn, bin mir nicht sicher ob das Pflanzen sind. Vielleicht auch wieder Baumwolle.
Die alte Ruinenstadt Aphrodisias.
Der Name leitet sich von dem Aphrodite Kult ab der dort praktiziert wurde. Aphrodite steht für Schönheit, Sinnlichkeit aber auch für Begierde. Sie gilt als Schutzherrin für Sinnlichkeit und Fortpflanzung. In der Römische Mythologie übernimmt die Funktion die Venus. Noch, irgendwann zerreden wir das wahrscheinlich auch noch.
Aphrodite ist dem Meer enstiegen. Ihre Zeugung kann ich hier nicht beschreiben, ist leider nicht jugendfrei.
Erste Zeugnisse von Aphrodisias lassen sich in bis in das 3 Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen. Aber erst in hellenistischen Zeit ist das entstanden was man heute noch besichtigen kann. Die Stadt war früher bekannt für Ihre Bildhauer und ist heute noch eine gut erhaltene Ruinenstadt.
Das war früher so ein Art Shopping Mall. In der Mitte ein Wasserbecken für Belustigungen. Die alten Griechen wussten wie man sich vergnügt......
Und so muss das früher einmal ausgesehen haben........
Und natürlich gab es auch ein Theater, das war damals schon eine Hochkultur.....
Es gab viel zu entdecken, auch hier sind die Ausgrabungen noch nicht abgeschlossen......
Ursprünglich wollte ich nach der Besichtigung weiter Richtung Norden fahren. Aber der Blick auf die Karte zeigt, dass ich ganz in der Nähe vom Pamukkale bin. Touristenhotspot, aber wenn ich schon einmal hier bin kann ich mir das morgendliche "Ballonspektakel" ansehen.
Ich finde einen schönen Platz mit Blick auf die Kalkterassen.
Die Kalkterassen werden ich mir nicht ansehen. Auch wenn die in den letzten Jahren "renaturiert" wurden und Hotels in deren Nähe abgerissen wurden, habe ich auf die Menschenmassen keine Lust. Und der Eintritt ist mit 30 € auch happig.
Von meinen türkische Camping Nachbarn bekomme ich einen Granatapfel geschenkt......
und genieße den Sonnenuntergang......
Es kam noch ein Türke der mir eine Fahrt mit einem Ballon am nächsten Tag verkaufen wollte. Für 100 €. Aber ich bleibe lieber am Boden. Konnte aber so in Erfahrung bringen, dass die Ballon gegen 7 Uhr starten
Tag 67
Pünktlich gegen 7 Uhr ging es los. Jeden Menge Busse sind vorgefahrendie die Fluggäste anlieferten und dann wurden die Ballon mit heißer Luft gefüllt.
Das Schauspiel war schon imposant.......
99 Ballon waren es nicht, ich habe ca. 30 gezählt. Die meisten sind nach einer Stunde wieder gelandet. ca. 12-15 Touristen waren in einer Gondel. So lässt sich eine gute Rendite erwirtschaften......für eine Stunde Flug.
Nach dem Frühstück will ich weiter in Richtung Ephesus fahren.......
und nach dem Tanken beschließe ich Tante Inge an einer Waschbox ein wenig optisch aufzufrischen. Keine gute Idee. Es gab keine Bürsten, dass Wasser war kalkhaltig (das hätte ich mir denken können) und hat Flecke hinterlassen. Schmutzig waren danach das frische T-Shirt und die Hose......
Da ich noch Guthaben auf meinem Mautkonto habe, fahre ich ca. 30km die Autobahn. Kein Verkehr........
Von meinen türkischen Camping Nachbarn habe ich gestern noch den Tipp bekommen nach Nysa zu fahren. Dort sind die Überreste einer der ältesten und längsten Brücken des Altertums zu sehen.
In Nysa war ich der einzige Besucher. Der Wächter meinte, ich soll mit irgendwo auf dem Antiken Gelände einen Parkplatz suchen.
Nysa hat mich überrascht. Es gab mehr als die Brücke zu sehen die sich als eine Röhre rausstellte. Und es waren einige Archäologen vor Ort die spontan ihre Arbeit mir erklärt haben.
Es gab natürlich wieder ein Theater.......
Das alte Parlamentsgebäude von Nysa.....
Hier erklärt mir eine Archäologe einen unterirdischen Wasserkanal, der hat das Wasser.....
zu diesen Pool geführt hat in dem die Frauen gebadet haben. Das Wasser konnte sogar erwärmt werden.
Das ist die Brücke von Nysa, wie schon geschrieben eine Röhre.
Hier kann man noch die überreste einer anderen Brücke erkennen......
Der Besuch von Nysa war eine kleine Überraschung, wann kann man schon einmal mit einem Reisemobil durch eine Ausgrabung fahren....
Da ich in Nysa mehr Zeit als geplant verbracht hatte, schaffe ich es zwar noch bis Eshesus. Aber für ein Besuch der Ausgrabungen wird es zu spät.
In der Nähe von Esphesus liegt das Dorf Şirince. Von hier aus soll Maria in den Himmel gefahren sein. Bis 1924 wohnten in dem Dorf überwiegend Christen. Früher war der Ort auch für seinen Weinanbau bekannt. Wein wird heute keiner mehr angebaut aber im Dorf an Touristen verkaiuft. Im Sommer und wenn Kreuzfahrschiffe anlaufen soll der Ort völlig überfüllt sein.
Jetzt in der Nachsaison ist nicht mehr allzuviel los. Da in dem Ort keine Parkmöglichkeiten bestehen, zeigt mir am Ortseingang ein freundlicher Gendarm einen Parkplatz in der Nähe, auch übernachten kann ich hier. Und der Parkplatz ist kostenlos. Inkl. schöne Aussicht.
Obwohl Touristisch ist der Ort schön, es stehen noch viele alte Häuser. Es gibt einiges an Handwerkskunst zu kaufen. Aber auch genug Touristennippes. Ich kaufe auch noch einige Mitbringsel......
Während meines Rundgang durch Şirince hatte ich einen Wachhund gebucht......
Und genieße Abends den Sonnenuntergang in den Bergen....
Und sortiere einen Teil meiner Mitbringsel von der gesamten Reise. So richtig weis ich nicht mehr wer was bekommen sollte.
Tag 68
Heute steht ein weiterer Höhepunkt der Reise an. Ich werde in Dialog mit einem vorsokratischen Philosophen treten.
Herklit.
Er war einer der ersten, der sich mit verschiedenen Philosphischen Fragen beschäftigt hat. Oberflächliche Realitätswahrnehmung,
Sehr viel weis man nicht über ihn, einige Sprüche sind aber überliefert
Der Krieg ist der Vater aller Dinge
Viel Wissen bedeutet noch nicht Verstand
Phanta Rhein, alles fliest
Auf diesen Stufen hat auch Heraklit gesessen. Irgendewann um 580 vor Christus. Und jetzt ich. Und auch ich denke.
Das denken ist übrigens die schwierigste aller Beschäftigungen. Deswegen machen es so wenige ;).
Und in Esphesus hat Heraklit gewirkt.
Die Ruinenstadt Esphesos wird als eines der sieben Weltwunder der Antike bezeichnet. Und ist UNESCO Weltkulturerbe.
Die Geschichte von Esphesos lässt sich in mehre Abschnitte einteilen
7000 - 345 Jahre vor Christus
Erste Besiedlungen lassen sich bis in das Chalklolithikum zurückverfolgen. Dann folgt die Bonzezeit bis zum Luwischen Königreich. Damals lag die Stadt noch am Meer (Klimawandel?) . Und um 334 vor Christus gehörte die Stadt zum Reich von Alexander den Großen (dessen Biografie zu lesen lohnt sich)
300 - 100 Jahre vor Christus
Nach dem Tod von Alexander dem Großen folgten viele Kämpfe um die Stadt. Und in Folge bildete sich dann das Hellenistische Esphesos. Und aus dieser Zeit stammen auch die meisten Gebäude oder das was davon übrig blieb.
In dieser Zeit wurden die die Esphesos produzierten Waren im gesamten Mittelmeerraum bekannt. Durch den Handel mit diesen Waren wurde der Reichtum von Eshesos begründet.
100 Jahre vor Christus - 270 Jahre nach Christus
Als König Atlos III 134. vor Christus verstarb vermachte er mangels Nachfolger sein Reich dem Römischen Volk. Die Stadt wurde Teil der Römischen Provinz Asia. Und erhielt das civitas libera, die Steuerfreiheit. Und die zweite Blütezeit von Esphesos begann.
Der Römische Kaiser Marcus Antonius und die Ägyptische Königin Kleopatra überwintern hier zeitgleich (die beiden sollen ein "Techtelmechtel" gehabt haben). Der Apostel Paulus war auch hier. Kam aber mit dem Heidnischen Bräuchen und der Jüdischen Gemeinde nicht zurecht so dass er lieber nach Korinth weiterzog.
Um 200 nach Christus war der Höhepunkt, es gab eine Kreditbank, Stiftungen wurden gegründet und alle am Wohl teilhaben zu lassen.
Ab 270 nach Christus gab es eine Serie von Erdbeben und es fielen die Goten ein. Damit begann der Niedergang.
bis 14 Jahrhundert nach Christus
In der Byzantinischen Zeit erlebte Espheus noch einmal eine Blütezeit. Auch als Pilgerstätte der Christen.
Zum Ende dieser Zeit übernahmen die Osmanen die Stadt und der endgültige Niedergang wurde eingeleitet
Ich war früh in Espehsos bevor der Massenansturm einsetzt. Der Eintritt ist mit 40 € nicht gerade ein Schnäppchen, was aber sein Geld wert. Türken bezahlen übrigens nur 4 € Eintritt.
Das Theatergymnasium. Mit Schwimmbad. Es diente der körperlichen Ertüchtigung und der geistigen Beschäftigung. 1200m2 groß.
Die Arkadiane, eine Verbindungsstrasse zwischen Hafen und Theater (das Meer ist heute 7km wegen dem "Klimawandel" entfernt ;))
Die Reste des alten Theater, ca. 10 000 Menschen haben hier Platz gefunden.
Die Katze von Heraklit, hat die Jahrtausende überlebt.
Das bekannteste Bauwerk, die Celsus Bibliothek.
Wurde im ersten Jahrhundert von Gaius Illuis gebaut, in Andenken an seinen Vater Tiberius Illiuis. Eigentlich ein Grabhügel.
Stunden später, Maos Enkel sind da..... ;)
Weitere Impressionen, ich war fast 6 Stunden auf dem Gelände und habe nicht alles gesehen.......
Die Jungfrau Maria soll die letzten Lebensjahre in Esphesos verbracht haben und ist hier gestorben. Das Haus kann man besichtigen. Was ich nicht gewusst habe, dass die Jungfrau Maria auch von den Muslimen verehrt wird.
Die Muslime verehren sie als Maryam und Mutter des Propheten Isa. Das Haus besuchen mehr Muslime als Christen. Frauen dürfen nicht nach Mekka pilgern. Ihre Pflicht zum Haddsch (Pligerfahrt) nehmen sie war in dem sie Maryam Haus bzw. den Todesort besuchen.
Das Haus wird als interreligiöse Pilgerstätte von der Polizei gesichert. Da mir einfach zu viele Touristen hier sind, verzichte ich auf einen Besuch und fahre an die Ägäis und finde einen Platz am Meer.
Ich genieße den Sonnenuntergang und überlege ob ich hier am Samstag bleibe......
und stelle nebenbei fest, dass mittlerweile einen Heiligenschein habe....wird ja auch Zeit......
die Türken sind auch begeisterte Camper......
Und ich werde nachdenklich, es ist jetzt genau 36 Jahre her dass ich mit einem eng befreundeten Ehepaar nach Prag in Botschaft geflüchtet bin um die DDR verlassen zu können. Die Fotos sind 2021 entstanden und zeigen die Botschaft. Viel ist seitdem passiert, irgendwann lade ich ganze Story mal hier hoch.....
Zum Abschluss des Tages stoße ich mit einem Glas Wein auf diesen Tag an, in Gedanken mit jemanden......
Tag 69
Hundegebell wechkt mich am Morgen. Das ist aber nicht das Problem.
Tausende von kleinen Fiiegen kleben an Tante Inge. Kaum öffne ich die Tür setzen die zum Angriff an. Ich nehme den Luftkampf, unter Einsatz von Chemischen Mitteln, gegen diese Ungeheuer auf.
Muss mich aber geschlagen geben und kapituliere. Ich verlasse den Platz am Strand. Schade, aber ich habe verloren.
Ich beschließe in das nahe Izmir zu fahren, eine Stadt mit fast 3 Mio Einwohnern. Mich zieht es wegen dem Verkehr nicht in Großstädte. Aber über die Stadtautobahn komme ich schnell in den Hafenbereich. Hier kann ich 24h parken bzw. übernachten.
Ein Basar ist mein Ziel.
Am Hafen steht diese schöne alte Uhr. Um ca. 1900 zu Ehren der Krönung von irgendeinen König eingeweiht.
Der Basar ist riesig, ich verlaufe mich fast. Jede Straße hat ihre besonderen Waren. Hier ist nichts touristisches, es sind ausschließlich Türken hier. Es gibt alles was man benötigt, oder sich nicht.
Hier gibt es noch Einzelhandel. Amazon & Co. habe ich hier noch nicht gesehen. Woran es wohl liegt?
Wichtig ist auch die Logistik, ohne die wären die Geschäfte leer.
Tintenfischringe, ein kleiner Imbiss.....
Ein Traum für alle Vegetarier......
Unmengen von Oliven und Käse......
Schöne Namen für das Produkt ;) 12 Stück kosten umgerechnet 1x44 €. Bei 12 Stück in der Packung sind das 12 Cent pro Stück. Ich glaube in. D. sind die teurer. Bin da nicht mehr so im Thema.....
Zum Abschluss der Besuches auf dem Basar, neben stelle ich fest das ich nichts gekauft habe....
Ich setze mich noch an die Hafenmole, Abends spielt sich das Leben in der Türkei draußen ab. Auch wenn mit 20 Grad sehr kalt ist. Ich werde hier übernachten, auch wenn ein wenig laut an der Strasse sein wird....
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