Tag 28 - 32, das einsame Hochland Armeniens

Veröffentlicht am 21. September 2025 um 15:04

Tag 28 

 

Ich nehme Abschied von meinen netten Nachbarn und vom Berg Ararat. Dass mich der Berg Ararat die nächsten Tage begleiten wird, ahne ich zu diesem Zeitpunkt nicht. 

Da ich nichts "frisches" mehr habe, kaufe ich am Straßenrand schnell  noch Gurken, Tomaten. Papika und Zwiebeln und Knoblauch. Alles wird gewissenhaft gewogen und zusammengerechnet.  2,68 € kostet mich das alles. Ich habe auch nicht den Eindruck, dass man als Tourist mehr bezahlt. 

Mein Ziel ist heute das Armenische Hochland an der Grenze zum Iran. Eine Gegend die Touristisch kaum erschlossen ist. Die ersten Kilometer fahre ich eine Autobahn um dann auf eine gute ausgebaute Landstrasse zu wechseln. 

Es ist kaum Verkehr, selten mal ein Iranischer LKW. Das war es. So macht fahren Spaß. Ich fahre mit ca. 60 km/h höre Armenische Musik und bin völlig entspannt. Und genieße. 

Ich fahre über den 2344m hohen Vorotan Pass. Herrliche Landschaft, man kan weit in die Ferne blicken. In den Tälern wird viel Wein und Gemüse angebaut, auf der Hochebene sieht man fast nur gelbes  Steppengrass. So stelle ich mir den Iran vor. Ein Land dass ich schon lange bereisen möchte. Leider aufgrund der politischen Lage nicht möglich. 

Fast auf der Passhöhe entdecke diese in nichts führende Treppe. Der Sinn erschließt sich mir nicht. Im Hintergrund ist wieder der Berg Ararat zu sehen. 

Ich gebe der Treppe einen Sinn und scheue keine Gefahren und mache Fotos von mir......

Immer wieder begegnen mir UN Fahrzeuge und Militär LKW. Ob das mit der nahen Grenze zum Iran zusammenhängt? 

LKW aus dem Iran sind meist Tankfahrzeuge, die LKW bringen Benzin und Diesel. Und den Diesel aus dem Iran verträgt Tante Inge wegen dem hohen Schwefelgehalt nicht. 

Die LKW haben meist zwei Kennzeichen, eines mit Iranischen und eines mit Lateinischen Schriftzeichen......

Das Armenische Hochland liegt in einer Höhe von 1800m - 2100m Höhe. Das Steppengrass färbt die Landschaft gelb. Erstaunen tut mich der gute Zustand der Strassen. Das hatte ich von 2018 anders in Erinnerung. 

Eigentlich kann ich alle 500m stehenbleiben und Fotos machen. Es gibt viele Abzweige wo die Strassen durch  herrliche Canyons führen. Was für ein touristisches Potenzial. 

Die Hirten sind hier noch auf dem Pferd unterwegs. Sieht roamantisch aus ist bestimmt ein harter Job. 

Ich bin kurz vor meinem Ziel, Tatev. Aber nicht der Ort sondern das Kloster. Vor mir tut sich eine herrliche Schlucht auf. Man blickt auf die Berge von Bergkarabach. Bis vor wenigen Wochen war die Gegend umkämpft, ein alter Konflikt mit Aserbeidschan der schon zu vielen Toten geführt hat. Durch Vermittlung von D. Trump wurde der Konflikt beigelegt und die Präsidenten der beiden Länder haben sich bereits getroffen.

Wenn der Frieden dauerhaft sein sollte, wäre D. Trump durchaus ein Kandidat für den Friedensnobelpreis. Obama hat den schließlich auch bekommen. Für was habe ich bis heute nicht rausbekommen. 

Ich entdecke die eine kleine schön gelegene Kapelle....

Ich finde den Weg dahin und treffen drei Junge Iraner die hier Urlaub machen. Nette Leute, die Frauen ohne Kopftuch. Der Anteil der Frauen an den Hochschulen im Iran liegt bei knapp 50%. Davon liest man in unserer Presse nichts. Nur wie böse das Land ist. 

Das Kloster Tatev wurde im 9. Jh. gegründet. In der Kirche sieht man noch alte verblichene Fresken. Die Besucher sind ausnahmslos Eiinheimische. Meine Chinesischen Freunde sind hier noch nicht. 

Paare können sich von Mönchen segnen lassen. Hier haben mal bis zu 600 Mönche gewohnt......

Und hier befindet sich auch das Grab des berühmten, wer kennt ihn nicht  Grigor Tatevasi (1346 - 1409) 

Man kann auch über die Schlucht (400m) mit einer Seilbahn fahren, es soll einer der längsten NonStopp Seilbahn der Welt sein. 

Ich fahre nicht mit, vor der Höhe fürchte ich mich wie ein Grüner vor einem Schulabschluss ;). 

Um das Kloster der übliche Touristenrummel.....

Mittlerweile regent es, ich beschließe über eine andere Strasse wieder aus der Schlucht zu fahren. 

Er zieht dichter Nebel auf. Und dann kriechende iranische LKW vor. Und die Armenier fahren überwiegend ohne Licht. Irgendwann verliere ich die Nerven und überhole. Dank schneller Reaktion aller Beteiligten geht es gut. Ich beschließe im Nebel nicht mehr zu überholen. 

Nach einer halben Stunde hört der Nebel auf und ich entdecke zufällig einen Hinweis auf das alte, ca. 7500 Jahre alte  Carahunge Observatorium. Wieder ein mystische Ort, ein Art Stonhage. Wer mehr darüber wissen will findet unter www. carahunge.com mehr  Informationen. 

Ich gehe noch fast eine Stunde durch die Hügel und übernachte auch an diesem Ort. Zufrieden mit mir schlafe ich in absoluter Ruhe ein. Weit und breit kein Mensch......Wieder ein Tag mit vielen Erlebnissen....und ich bin bereits 28 Tage unterwegs. 

Tag 29 

 

Der Tag fängt mit einen schönen Sonnenaufgang an. Ich frühstücke in Ruhe und mache mich "reisefertig". Zwischenzeitlich treffen die  zwei Mitarbeiter der kleinen Touristinformation ein. Dass ich hier übernachtet habe ist, wie überall in Armenien kein Problem. Hoffentlich bleibt das noch eine Weile so. 

Es geht Richtung Eriwan, ich muss tanken. Lt. Navi sind es ca. 200km, die Reichweite lt. Anzeige im Sprinter beträgt 240km. Das sollte reichen, es geht  von 2100m auf ca. 80m bergab. Da muss ich kein Gas geben. 

Der Tankzug war zu schnell unterwegs. Die Bergung erfolgt mit einem Traktor und gut ist. In Deutschland hätte man die Stelle weiträumig abgesperrt und ein großes Aufgebot an Feuerwehren wäre im Einsatz gewesen. 

Dann entdecke ich am Straßenrand diesen wunderschönen alten russischen ZIL. War früher ein Regierungsfahrzeug, z.b. die Genossen Chrutschow  und  Ulbicht ließen sich damit fahren. Der Genosse Honecker ließ sich später in Autos vom Klassenfeind fahren. Für das Volk musste Trabi und Wartburg reichen.

 

Und in der Ferne ist wieder der Berg Ararat zu sehen.

Ich mache mir Sorgen ob ich es wirklich bis Eriwan schaffe, lt. Navi sollen es noch 160 km sein und meine Restweite beträgt 120km. 

Dann sehe ich rechts ein künstlichen Wall mit Stellungen in denen sich Soldaten verschanzt haben. Ich erfahre später, dass ich mitten durch eine Enklave von Aserbeidschan fahre. Bis vor kurzem war die Strasse noch gesperrt. Beängstigenden Sitiuation mit den schwerbewaffneten Soldaten.

Jetzt wird mich auch klar warum hier so viele UN Fahrzeuge fahren. Hoffentlich bleibt es dauerhaft friedlich. 

Ich bin immer noch 160km von Eriwan entfernt, das Navi hat sich aufgegangen. Ich resete mehrmals aber nichts tut sich. Später geht es irgendwann wieder. Ich erfahre von anderen Reisenden, dass sie in der Region auch Probleme mit dem Navi hatten. Offensichtlich war das GPS gestört. Wer war dafür verantwortlich? Der Klimawandel oder Putin. Die AfD kann es nicht gewesen sein, die  ist in Georgien nicht vertreten ;). 

Blick aud die Tiefebene und dem großen und kleinen Ararat. 

Ich würde mich freuen wenn in Deutschland auch so oft unsere Nationalflagge zu sehen wäre. Sie ist  Teil unserer Identität. Und nicht die Regenbogenfahne. Auch sind mir sexuelle Orientierungen egal. Es soll jeder das machen was ihm gefällt. Aber dazu bedarf es keiner Regenbogenfahne auf dem Reichstag. 

Zufällig treffe ich unterwegs zwei Reisebekanntschaften wieder. Wir verabreden uns für die nächsten Tage auf einen beliebten Overlander Campingplatz in der Nähe von Eriwan.

Die Weinernte ist im vollen Gange, zu Abtransport wird ausschließlich bewährte sowjetische Technik eingesetzt. 

Ladungssicherung erfolgt ausschließlich durch Form- und Kraftschluss........

Ich kämpfe mich durch den Verkehr von Eriwan, finde meine  Tankstelle und bin froh als ich die Stadt wieder verlassen kann. 

In Eriwan fahren noch Elektrische Oberleitungsbusse. Gab es früher in Deutschland auch einmal. 

In der Nähe von Eriwan ist ein Campingplatz der auch als Treffpunkt für Reisende aus/in Richtung Iran/Irak bzw. Arabische Halbinsel dient. 

Als ich diese Schuhe sehe ist klar, hier sind Holländer am Werk. Wer auch sonst betreibt in Armenien einen Campingplatz. 

Der Campingplatz, am Hang liegend bietet eine schöne Aussicht und ist perfekt für Langzeitreisende ausgestattet. 

Ich genieße mein Feierabend Bier und beschließe hier einige Tage zu bleiben. Heute ist Donnerstag,  ich werde am Montag weiterfahren.  Auch weil das Wetter die nächsten Tage etwas regnerisch sein soll. Für die Kommende Woche ist wieder Sonne angesagt. Und auch im Urlaub muss man mal Pause machen. 

Tag 30 - 32 

Die nächsten Tage fasse ich der Einfachheit halber zusammen. 

 

Zuerst steht Wäsche waschen auf dem Programm, 3 Wäschesäcke sind mittlerweile voll. Auf dem Campingplatz gibt es ausreichend Waschmaschinen, Wäscheständer + Wäscheklammern. Pro Waschmaschine bezahlt man bei Abreise einen Euro (inkl. Waschpulver). 

Tante Inge erhält eine gründliche Reinigung, inkl. Fenstersputzen. 

Zum Schluss erhalte ich eine optische Auffrischung, die Sanitären Anlagen sind in einem Top Zustand und blitzsauber. 

Auf dem Campingplatz treffe ich Bekannte wieder aber auch  jede Menge neue Leute. Es sind Österreicher, Schweizer, Jordaniener und Overlander aus Dubai hier. Später treffen noch Dresdner ein. 

Am ersten Tag regnet es Nachmittag und es ist kalt. Wir sitzen in diesen herrlichen Vario mit Ofenheizung (Holz) und trinken Kaffee. Der Ofen gibt eine herrliche Wärme ab. Ich werde bei RhönCamp mal nachfragen, ob in Tante Inge auch ein Holzofen eingebaut werden kann. ;) 

Die beiden habe ich schon in Ushguli kennengelernt und sind auch auf dem Weg nach Saudi Arabien. Ich kann mir gut vorstellen nächsten Winter auch in Saudi Arabien zu überwintern. Zeit habe ich ja. 

Abends sitzen wir  zusammen, alles tolle unkomplizierte Leute. Ein wenig Alkohol wird auch getrunken. Für die die nach Saudi Arabien wollen, hat es sich dann mit dem Alkohol erledigt. Da gibt es nichts mehr. 

Ich wurde vor der Reise oft gefragt, ob es nicht langweilig ist allein zu reisen?

Nein, dass ist es nicht. 

Wenn man offen ist, lernt man immer interessante Leute kennen. Und es gibt Orte, wie diesen Campingplatz die in der "Szene" bekannt sind, 

Es wird Brot gebacken, ich hatte bereits unterwegs schon einmal Brot gebacken. In einer richtigen Küche macht das mehr Spass. Wie man im Wohnmobil Brot backen kann, beschreibe ich noch. Wir Deutschen, auch die Österreicher lieben ja unser Schwarzbrot. 

Der Teig ist gut aufgegangen. Das Brot muss gut werden. 

Zwischendurch wird fachkundig geprüft ob das Brot schon "durch" ist. 

Das Ergebnis kann man riechen unf sehen, wir sind glücklich.

Und nachdem sich das Brot abgekühlt hat, gibt das zweite Frühstück. Mit Frischkäse und Gurke, einfach nur lecker.

Ich plane die kommenden Woche die Weiterfahrt und werde noch ca. eine Woche in Armenien bleiben. Wahrscheinlich. Morgen ist Montag und es soll dann weiter gehen. Meine Reisebekanntschaften werden auch in  Richtung Irak aufbrechen. 

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