
Tag 15
So langsam verliere ich die Übersicht wie lange ich eigentlich schon unterwegs bin. Kann sein das der Zähler der Tage nicht stimmt, bei Polarstepps (siehe Startseite) stimmt er auf jeden Fall.
Der Morgen beginnt bei strahlenden Sonnenschein und einen schönen Blick auf die Berge.
Früh ist wieder einmal eine kleine Reinigung von Tante Inge ansesagt. Betten auslüften (weil es Nachts kalt wird habe ich Federbetten mit) und dann die Kabine innen reinigen. Irgendwann Ende September muss ich einen Campingplatz oder Waschsalon aufsuchen um Wäsche zu waschen. Dank der vielen Staumöglichkeiten in Tante Inge konnten ich fast meinen gesamten Kleiderschrank von zu Hause mitnehmen ;)

Danach steht ein Besuch von Mestia an.
Mestia ist das Verwaltungszentrum der Region Oberes Swanetien, hat rund 2300 Einwohner. Leider hat der Ort seinen Charme von früher weitestgehend verloren. In 1990 kamen nicht einmal 150 Touristen in den Ort, heute sind es fast 100 000 im Jahr.
Dass hat sich mittlerweile geändert, die Passtrasse ist einigermaßen gut ausgebaut, einen kleinen Flughafen (den Tower hat ein deutscher Architekt entworfen) hat der Ort auch. Und von den Swanen soll auch keine Gefahr mehr ausgehen. Ich bin mir da nicht ganz sicher, beim Einkaufen habe ich gesehen wie bei einen Swanen eine Pistole unter der Jacke steckte.
Charakteristisch für den Ort bzw. für ganz Swanetien sind die Wehrtürme. Es gibt immer noch über 400 Wehrtürme in der Region.
In diese Türme haben sich die swanischen Großfamilien wenn Gefahr aus dem Norden drohte oder vor Blutrache benachbarter Familienclans zurückgezogen.
Die Wehrtürme bestehen aus bis zu vier Stockwerken, der Zugang lag mehrere Meter über der Erde und bei Gefahr wurde die Leiter eingezogen. Jede Etage hatte eine einziehbare Leiter, so waren die Türme schwer zu erstürmen. Bis zu 80 Personen konnte ein Turm aufnehmen. Schießscharten dienten der Verteidigung.
2004 hat der damalige georgische Präsident die Swanetischen Clans mit Waffengewalt zerschlagen wollen. Es kam zu blutigen Auseinandersetzungen. Die Familien zogen sich wieder in die Türme zurück. Die Türme wurden mit Kampfhubschraubern und Raketen angegriffen, es gab viele Tote und Verletzte. Dem Präsident hat dieses Vorgehen das Amt gekostet.
Für den Tourismus bedeutete dieses Vorgehen allerdings eine neue Ära ohne die Clans.

Man merkt den Ort an, dass der Tourismus dominiert. Vergleichbar mit Orten in den Alpen. Es gibt ein Ethnologisches Museum. Das habe ich leider verpasst zu besuchen.

Vor dem Verwaltungsgebäude hängt, wie so oft in Georgien auch die Europa Fahne. Als ich 2018 Georgien besuchte habe ich noch mehr Europa Fahnen gesehen. Ich kann mir vorstellen, dass der große Nachbar das "sehr aufmerksam beobachtet".

Meinen ehemaligen Lieblingsmitabeiterinnen hatte ich bei der Verabschiedung im August versprochen, reichlich Ansichtskarten zu schicken.
Hier in Mestia habe ich endlich eine bekommen und auch Briefmarken. Auf meine Frage wo denn sich der nächste Briefkasten bedindet, zuckte die Verkäuferin mit den Schultern. Zumindest auf dem Land scheint es keine zu geben. Ich habe auch keine Briefkästen an den Häusern geschweige denn ein Post oder Amazon Auto gesehen. Wahrscheinlich wird hier der ganze Schriftverkehr digital erledigt.
Eine Post gab es, ich habe die Karte bei der Post abgegeben. Die Postfrau hat die sehr mißmutig blickend in ihre Schublade gelegt. Bin gespannt ob die Karte jemals ankommt.



Mittag gehe ich eines der vielen kleinen Restaurants essen. Der Kellner blickt erwartungsgemäß grimmig, ich beschließe nun auch immer grimmig solche Leute anzusehen. Funktioniert.
Ich bestelle mir ein typische georgisches Sashlik aus Huhn und Rind. Das Fleisch wird einen Tag eingelegt und schmeckt leicht säuerlich. Und ist lecker. Dazu einen georgischen grünen Tee. Leider hat der georgische Tee s

Ich bin gerade beim Essen da kommen zwei mir bekannte Wohnmobile aus Linz und München vorbei. Die vier hatte ich vor einigen Tagen an meinen Übernachtungsplatz kennengelernt. Sie setzen sich zu mir, der Kellner schaute daraufhin noch grimmiger, aber egal. Wir hatte eine schöne Zeit.

Ich hatte ursprünglich geplant in Mestia zu übernachten. Aber da die Stadt nicht so viel zu bieten hat, fahre ich weiter nach Ushgili.
Der Reiz von der Mestia liegt in der traumhaften Umgebung und der schönen klaren Luft.
Die Strecke nach Usghili ist eine einsame, einigermaßen gut ausgebaute Pass Straße bis auf ca. 2200m Höhe.

Und immer wieder viele Wehrtüme in den Dörfern, da muss früher ganz schön was los gewesen. Irgendwo habe ich gelesen, dass im 19 Jh. die Männer hier noch Kettenhemden getragen haben.


Je höher die Passtrasse geht umso abenteuerlicher wird die Straße. Diese Straße war bis vor wenigen Jahren die einzige Zufahrt nach Ushguli. Mittlerweile wurde der Pass aus dem Westen, der früher ein echtes Abenteuer war ausgebaut. Fluch und Segen zugleich wie ich später noch erfahren werde.

In Ushguli angekommen finde ich einen schönen Platz am Ortsrand mit einer herrlichen Aussicht auf den Gipfel des Shkhara, mit 5068m der höchste Berg Georgien.
Es stehen noch einige Overlander hier oben, es verteilt ich aber (sind keine fünf Fahrzeuge). Die "guten grünen Menschen" werden jetzt wieder behaupten, dass wir mit unseren Fahrzeugen die Natur zerstören. Um dann selber auf Kreuzfahrt zu gehen. Ich bin froh, dass ich mit so etwas nicht mehr auseinandersetzen muss.



Ich unterhalte mich Abends noch mit meinen Nachbarn, sie kommen aus dem Bayrischen Wald und sind mit einen Mercedes Vario auf dem Weg nach Saudi Arabien zum überwintern.
Kilometer: 49
Ausgaben:
Lebensmittel: 15,43 €
Restaurant: 15,31 €
Tag 16 bis 18.
Gegen Abend und in der früh überkam uns ein schweres Unwetter, Blitz, Donner und Hagel. Ein so lautes Donnern habe ich nioch nie gehört. Die Wiese vor meinem Womo stand unter Wasser, der Untergrund ist aber einigermaßen fest. Und mit Allrad sollte es kein Problem sein.

Die nächsten Tage will ich Ushguli bleiben, den Ort und die Umgebung erkunden und einfach mal nichts tun.
Ushguli wurde im 6. Jh. vor Christus besiedelt. Aus dem 8. - 12. Jh. stehen noch 46 Wehrtürme. Seit 1996 sind diese Wehrtürme Unesco Weltkulturerbe. Die Bewohner leben überwiegend von der Viehzucht und über die Wintermonate hatten früher viele Einwohner den Ort verlassen. Das hat sich leider in den letzten Jahren sehr verändert. Der Tourismus wurde als Einnahmequelle erkannt und verändert den Ort. In einigen Jahren wird der Ort seinen Charme verloren haben. Tagsüber kommen mittlerweile schon einige, auch asiatische Touristen um sich den Ort anzusehen. Ob eine Einstufung als Unesco Weltkuturerbe immer ein Vorteil ist. Da habe ich so meine Zweifel.
Problematisch, ist auch dass es keine Grundbücher gibt, jeder so baut wie und wo er will. Finnhütten & Schweizer Chaletspassen einfach nicht hier her.
Die Einwohner sollen vom Tourismus profitieren, aber nicht so wie es sich augenblicklich entwickelt. Ich weis, dass ich auch mit meinen Reisen dazu beitrage. Aber ich versuche z.b. Lebenmittel direkt bei den Erzeugern zu kaufen, dann bleibt das Geld auch bei den Leuten Ort.
Das ich / wir mit unseren Fahrzeugen in der Natur stehen dürfen ist sicher (noch) ein Privileg. Aber ich versuche, wie die meisten Overlander auch, nur meine Fußspuren zu hinterlassen.
Als erstes schaue ich mir eine alte Wehr Kirche mit kleinen Friedhof an.



Die Zeit ist an vielen Stellen noch stehengeblieben.





Ich kaufe mit eine swanetische Kopfbedeckung aus Filz......leider liegen die Ohren frei......

Die kann ich zur Not auch als Schale verwenden.

Wird das die Zukunft sein?

Elterntaxi zur Schule gibt es nicht, es wird mit dem eigenen Pferd geritten......

Und ich auch mal nichts ;)

Heute Abend kamen noch ein schön als Womo ausgebaute alte Feuerwehr mit zwei jungen Leuten die gerade aus Zentral Asien kommen. Und auch meine Bekannten die nach Saudi Arabien unterwegs sind noch gekommen. Und ein Pärchen die auf dem Weg nach Indien sind. Jetzt ist der Platz fast voll.

Wir sitzen noch eine Weile zusammen und reden über was?

Kilometer: 0
Ausgaben:
Bekleidung 47,85 €
Kaffee: 1,85 €
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