Tag 18 Srebenica und Tuzla

Veröffentlicht am 18. Mai 2025 um 20:34

 

Da ich unmittelbar an der Serbischen Grenze übernachtet habe haben sich meine beiden SIM Karten in das serbische Netz eingewählt. Meine Datenkarten gelten nur für Bosnien (kein EU Roaming) aber der freundliche Besitzer des kleinen Restaurant hat extra sein W-LAN eingeschaltet so das ich Zugang  zum Internetz hatte. 

Früh gegen 6:30 Uhr werde ich wach und ein Blick aus denn Wohnmobil zeigt: Nebel. 

Es ist kaum etwas zu sehen. Da ich sowieso früh losfahren wollte um die  enge und schräge Zufahrt zu passieren bevor die zugeparkt wird  entscheide ich ohne Frühstück und aufpimpen loszufahren. Eine harte Entscheidung die nicht leicht war. 

 

Auf der Fahrt aus dem Talkessel raus lichtet sich schnell der Nebel. 

 

ZUfällig entdecke Ich beim Fotostopp dieses Denkmal. 

1995 wurde offensichtlich hier eine ganze Familie erschossen. Als 2010. der Stausee wegen Wartungsarbeiten abgelassen werden musste, entdeckte man über 300 Leichen in dem See. 

Auf der Fahrt nach oben folgen „zig“ weitere solcher Denkmäler. Es sollte heute aber noch schlimmer kommen. 

Oben auf dem Berg mache bei herrlichen Sonnenschein erst einmal in Ruhe frühstück und richten mich optisch vorzeigbar her. 

Auf dem Parkplatz lauft ein Hund in der Größe eines Rindes umher. Er bleibt aber friedlich. 

 

Es geht weiter nach Srebenica. Ich habe lange überlegt ob ich dorthin fahre. 

Srebenica war vor dem Balkankrieg eine florierende Kurstadt mit  vielen Heilquellen. Davon ist heute nichts mehr übrig, Kuren finden keine mehr statt. 

Nach Srebenica flüchteten während des Balkankrieges viele Muslimische Bosniaken. Mehr als dreimal soviel als die Stadt Einwohner hatte. 

Um die Menschen zu versorgen richtete die UNO eine Schutzzone ein. Die angreifenden Truppen belagerten die Stadt konnten diese aber nicht einnehmen. Auch weil die UNO mit eigenen Truppen vor Ort waren. Die wurden reduziert und die Flüchtlinge ihrem Schicksal überlassen. 

Die Schutzsuchenden wurden auf einem alter Fabrikgelände untergebracht.  Das Gelände ist heute Teil der Gedenkstätte. 

1995, es waren nur noch ca. leichtbewaffnete Holländische UN Truppen vor Ort, als die angreifenden Truppen  die Stadt und Lager erobern. 

Die Frauern und Mädchen wurden „aussortiert“, etliche von ihnen vergewaltigt, und nach Banja Luka gebracht. Die Männer und Jungen wurden in mehrtägigen „Aktionen“ erschossen und In Massengräbern verscharrt. Ingesamt ca. 8000 Menschen.

1995 in Europa.

Und UN Truppen in der Nähe.

Es wurde  damals nicht einmal der Versuch unternommen etwas gegen die Massenmorde  vorzugehen. 

2010 hat siche die Holländische Regierung offiziell dafür entschuldigt. Die UNO hat daraufhin andere Regeln für die UN Truppen erlassen. 

Als Monate später die Massenmorde bekannt wurden hat sich die Nato schnell entschlossen einzugreifen. Die Grünen unter Joschka Fischer haben als pazifistische Friedenspartei  einer deutschen Beteiligung (dem ersten nach dem zweiten Weltkrieg) an dem Kampfeinsatz zugestimmt. Damals eine richtige Entscheidung der Grünen, heute weis ich nicht mehr für was die Grünen eigentlich stehen. Nur noch für sich selber…..

Das der Kampfeinsatz richtig war, zeigt dass der Krieg darufhin mit dem Friedensabkommen von Dayton noch 1995 beendet wurde. 

Verurteilt wurden später einige Generäle. Aber das waren sicher nicht die einzigen die Schuld auf sich geladen haben. Die Mitläufer müssten genauso verurteilt werden. Die sind ein Teil der Gewalt. 

Ich werde keine Waffe mehr in die Hand nehmen. 

Kann so etwas heute wieder passieren. Altkanzler Schmidt, der die Migration in Deutschland äußerst kritisch gesehen hatte, hat das einmal „die gegenseitige Intoleranz der Religionen genannt“ Schmidt hätte es mit seiner Meinung heute sicher sehr schwer. 

 

Das ganze  ist dieses Jahr im Juli genau 30 Jahre her. Bin gespannt wie Europa mit dem „Jubiläum“ umgeht. 

 

Die Gedenkstätte soll an die Toten erinnern. Aller Ermordeten werden namentlich aufgeführt. Ich habe einige Frauen gesehen die unter Tränen Blumen abgelegt haben. 

Lange halte ich es an der Gedenkstätte nicht aus. Aber ich bereue auch nicht mir das Memorial angesehen zu haben. Es Teil auch unserer Geschichte. 

 

Den Besuch werde ich so schnell nicht vergessen. 

Jetzt das nächste Ziel auf dem Plan. Die Kuslat Moschee oder Kloster. Das was davon noch übrig ist soll von ca. 1460 stammen. 

Von dem Kloster soll man eine schöne Auusicht haben. Lt.  Hinweis sollen es nur 740 m sein. Es regent nicht und ich finde

auch sonst keine Ausrede. Also mache ich mich auf den Weg. 

Es geht überwiegend auf Treppen zum Kloster. Und es stehen viele Bänke zum ausruhen. Ich nehme mir vor keine Pause zu machen und das schaffe ich auch. Aber ich schaue öfter auf die Uhr um sehen wie viele Meter ich schon zurückgelegt haben. 

Je länger ich laufe umso öfter schaue ich……….

Nac 771 Metern bin ich immer noch nicht am  Ziel. Jetzt noch umdrehen? Ich schaue mir sichheitshalber noch einmal das

Foto vom Hinweisschild an:740m. Keine 7,4 km oder M. 

Nach 960m und 270m Höhenunterschied erreiche ich nach 29min das Ziel. Das Kloster ist nur noch ein altes Haus. Aber die 

Aussicht ist genial. 

Allerdings  vermisse ich ein Café  oder wenigstens einen kleinen Imbisstand. Mit Geränken und/oder Eis. 

Auf dem Rückweg kommt mir  eine junge Familie entgegen die ihr rebellierendes Kind nach oben tragen müssen (wie in D.

das bedeutet auch hier nichts gutes für die Zukunft der Rentenversicherung).Ich werde wie so oft mit „Welcome to Bosnia“ begrüßt. 

Es geht weiter nach Tuzla, keine Touristenstadt. Steht im Ruf im Winter die Stadt mit der schmutzigsten Luft zu sein. Es wird mit Holz geheizt und die Stadt liegt in einem Tal. Aber jetzt ist kein Winter. 

Die Enfahrt in die Stadt sieht nicht sehr schön aus. 

Ich finde einen Parkplatz am Stadion. Nicht schön aber nicht weit zum Zentrum. Und ein weiteres Wohhmobil mit lettischen 

Kennzeichen steht hier. 

Ich gebe bei Google Maps Altstadt ein, Entferung ein Kilometer dass passt. 

Lande aber hier. Alt ist es hier, aber nicht das was ich gesucht habe. 

Wenigstens gibt es an einer Brücke schöne Jugendstil Figur.

Ein junge Frau erklärt mir den Weg in die Altstadt. Ich war fast richtig. 

Schönes Gebäude aus KuK Zeit. 

Eine Pause habe ich mir verdient. Cappuccino und da ich alle Trainigsringe geschlossen habe (die Treppe zum Kloster ist

Schuld) leiste ich mir ein Waffel  mit Schokocreme und Sahne. Das ganze hat 4 Euro gekostet. 

Die Altstadt ist schön und Renovierungsbedürftig. Es ist aber Leben in der Stadt. 

Eine der wenigen Moscheen die im Krieg nicht zerstört wurde und noch weitestgehend erhalten ist. 

Es fängt an mit Regnen, ich beschließe zum Wohnmobil zurückzulaufen. Es war ein sehr emotionaler und anstrengender 

Tag heute. Und ich muss mir langsam über die Rückfaht Gedanken machen. Und Hunger habe ich auch. 

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