
Ich habe am Vorabend Tante Inge noch umgeparkt, mir war das am Ufer wegen dem Hochwasser zur unsicher. Und siehe da, es war die richtige Entscheidung. Mit den Rädern hätte ich am nächsten Morgen knapp im Wasser gestanden.
Die Hauskatze vom Campingplatz begrüßt mich am Morgen während ich mich und Tante Inge aufpimpfe. Später bei Abfahrt kontrolliere ich noch einmal Tante Inge. Nicht das sich die Katze noch mitnehme.
Ich tanke komplett frisches Wasser (knapp 150 l ), das reicht für die nächsten Tage.

Ich will gerade starten und mit einmal kommt Emir und lädt meine „Mitcamper“ und mich zum Frühstück ein. Ich habe erst abgelehnt, Emir habe ich die Enttäuschung angesehen, und bin dann doch geblieben. Ich habe Urlaub und Zeit, die letzten Jahre habe ich mich jagen und hetzen lassen. Ich muss immer noch lernen gelassener zu werden. Aber es wird langsam besser.

Das Frühstück war richtig lecker, alles frisch von Produzenten aus der Region. Obwohl ich bereits gefrühstückt hatte, habe ich noch einmal zugelangt Besonders lecker war der Frischkäse (der war wirklich frisch) Wir haben 2 Stunden über Gott und die Welt diskutiert. Erstaunlich was die 8 Monate alte Tochter von meinen Mitcampern alles so weggeputz hat. Das Kind wird übrigens mit Stoffwindeln „versorgt“, der Van hing voller gewaschener Windeln zum Trocknen.

Und zum Nachtisch noch lecker Süßspeisen, ich konnte nicht widerstehen.
Mit gut 2 Stunden Verspätung bin ich dann nach einer herzlichen Verabschiedung abgefahren. Wenn der Tag so gut anfängt muss er gut werden.
Dachte ich.
Ich will zuerst zum Pliva See fahren und mir alte Wassermühlen und wieder einmal ein Wasserfall ansehen.

So langsam müsste der Pliwa See zu sehen sein. Keine Spur von dem See.
Dann meldet mir Navigonia dass ich links abbiegen soll, der Weg führt zu den Wassermühlen. Ich wundere mich über die schmale Strasse die zu den Wassermühlen führt. Und immer noch kein See.

Ich bin am „Ziel“. Die Wassermühlen habe ich mir anders vorgestellt. Das Entscheidende fehlt: Wasser. Ich denke erst, dass vielleicht wegen dem sogenannten „Klimawandel“ der See ausgetrocknet ist. Obwohl der Klimawandel derzeit für alles erhalten muss (es lässt sich damit sehr viel Geld verdienen) liegt der Fehler wo anders. Nämlich an mir. Die GPS Koordinaten aus dem Reiseführer wurden mit einer anderem Norm erstellt als die die mein Navi verarbeitet. Nach kurzer Recherche stelle ich fest, dass ich mein Ziel um 40km Luftlinie verfehlt habe. Ich ärgere mich nur leicht bis fast gar nicht. Es sollte den Tag noch schlimmer kommen.
Also Navi mit neuen Daten füttern und auf geht es .
Nach ca. einer Stunde bin ich endlich am Pliva See und treffe zufällig meine Mitcamper samt 8 Monate alten Kleinkind wieder. Die sind etwas überrascht mich hier zu treffen. Die dachten ich bin schon weiter…….das dachte ich auch heute früh.
Die Wassermühlen sind ca. 200 Jahre alt und beeindruckend. Die gelten als Nationaldenkmal, es gibt aber wenig Informationen darüber. Touristisch gut erschlossen. Die Stege auf denen man zu den Mühlen laufen kann, waren überfüllt.





Einen Wasserfall gibt es natürlich auch noch……..da war ich ganz allein.



Ich fahre weiter Richtung Sarajevo, entdecke einen Supermarkt lege einen Stopp ein da ich noch einige Lebensmittel benötige. Ich parke an der Zufahrt zu einem leeren Wochenmarkt. Das sollte ich noch als Fehler rausstellen.
In dem riesigen Supermarkt staune ich das es ganz wenig, eigentlich überhaupt keine Fertigkost gibt, vor allem keine im Tiefkühlregal. Da würde so manches deutsche Kind verhungern…….;)
Ich bin auf der Suche nach Olivenöl da spricht mich ein Supermarktmitarbeiter ob das Wohnmobil vor der Tür meines ist. Ich bestätige, darauf hin erfahre ich das ich schnell rausgehen soll. Es steht die Polizei an meinem Wohnmobil.
Ich bezahle und Eile hinaus. Ohne Olivenöl.

Ich komme raus und was sehr ich? Bei meinen Wohnmobil steht ein Betonmischer LKW, zwei Polizeiwagen mit Blaulicht und mindestens 10 Personen . Was ist passiert?
Da wo ich mein Wohnmobil geparkt habe, war auch die Zufahrt zu einer Baustelle. Und wer rechnet schon damit das Freitag 17:00 Uhr noch auf einer Baustelle gearbeitet wird. In Bosnien schon, hier gibt es keine Work Life Balance.
Auf jeden Fall wollte der Fahrer mit dem Betonmischer in die Baustelle fahren und hat aufgrund der Enge (wegen Tante Inge ) sich an der Wand die Tankhalterung abgerissen und den Tank stark verbeult (er war aber dicht). Mittlerweile war auch der Chef der Baufirma eingetroffen und redete wild auf mich ein. Einzig ein Polizist der hervorragend Deutsch sprach blieb ruhig. Er hat mir das Schild mit dem absoluten Halteverbot gezeigt. Ok, habe ich übersehen gab ich reumütig zu. Nicht gut fand der Polizist, dass ich gesagt habe das der LKW ja auf mich hätte warten können. Der Polizist wollte das nicht übersetzen, dass würde die Situation eskalieren.
Es haben alle wild auf bosnisch diskutiert, ich habe mich hingesetzt und „aufmerksam „zugehört. Vor meinem geistigen Auge habe ich mich schon in einer Bosnischen Zelle übernachten sehen. Vielleicht weis der Chef der Baufirma wo ich Olivenöl bekomme.
Ich verwerfe diesen Gedanken…….
Der Polizist hat dann den Vorschlag gemacht, dass ich den defekten Tank bezahle und er verzichtet auf eine Protokoll und eine Strafe. Der Tank sollte 250 Euro kosten, Ein Tank würde in Deutschland ca. 800 Euro kosten + Montage. Also habe ich Zähneknirschend zugestimmt und die 250 Euro bezahlt.
Ich bin dann weiter zu meinem Übernachtungsplatz, auf dem Weg dahin hat sich das Ladekabel vom Handtelefon am Lenkrad verfangen und ist gerissen.
Das war nicht mein Tag heute!!!
Ich habe an einem Restaurant geparkt und zur Feier des Tages noch gut gegessen. Mit Schafskäse gefülltes Kalbsfleisch.

Und einem Salat, den Namen habe ich vergessen…..


Am nächsten morgen bin dann durch herrliche Gebirge nach Sarajevo gefahren.


An diesem Haus sieht man noch die Einschüsse vom Balkankrieg.

In Sarajevo bleibe ich zwei Tage und übernachte auf einem Campingplatz oberhalb der Stadt. In der Stadt kann man schlecht ein Wohnmobil parken. Ich habe auch von Einbrüchen gelesen.
Der Campingplatz wird von zwei Schwestern betieben und ist sehr klein. Es wird viel improvisiert. Aber wie immer in Bosnien ist man sehr gastfreundlich.


Die Stadt liegt in einem Tal. Ich muss unweigerlich an den Balkankrieg denken als die Stadt 4 Jahre belagert wurde. Länger als Leningrad im zweiten Weltkrieg. Und von Bergen haben Heckenschützen auf alles geschossen was sich bewegt hat.


Und 10 Jahre vor dem Krieg hat Kati Witt ihre erst Olympische Goldmedalie gewonnen
Morgen geht es nach Sarajevo, sicher ein Höhepunkt meiner Reise.
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Kommentare
Hallo Steffen, nun habe ich endlich in Ruhe deine Reiseberichte gelesen. Es hat von berauschender Landschaft über gelassene Momente bis zu Aufregungen, die in der menschlichen Fehlerquote eingeschlossen sind.
Viel Spaß heute in Sarajewo, das ist schon eine fantastische Stadt mit so viel Geschichte. Ich erinnere mich dabei an unsere erste Urlaubsfahrt im Sommer 1990. Wir fuhren über di e Wachau nach Ungarn und besuchten unseren guten Freund Jens, der in Szeged noch mit sozialistischer Delegierung Medizin studierte . Unbedarft fuhren wir am nächsten Morgen los. Das Ziel war die Adria. Fünf Personen im Ford Fiesta mit dem einzigen Menschen der fahren konnte, das war ich. Die Fahrt ist unvergesslich. Sarajewo war genial und einmal entlang des Appel Quay und ging es auf einer tollen über Mostar an die Adria. Und auf einmal wurden die Orte durch den Krieg so real.
Also dir weiter eine gute Zeit.
Herzlichst grüßt dich deine Cousine mit ihren Mitbewohnern